Der (deutsche) Ammenstaat macht uns zu Sklaven der Fürsorge

Rhoenblicks Ergänzung:
Politiker lieben Objekte der Fürsorge. An ihnen können sie ihre Unentbehrlichkeit beweisen.
Doch ein Staat, der alle „an die Hand nimmt“, hat Schattenseiten: Er nimmt unsere Freiheit, er lähmt den Willen, er untergräbt die Selbständigkeit, die Selbstverantwortung, er verhindert die Selbstbestimmung, die Selbstverwirklichung.
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„Die Welt“ 28.02.2013 von Cora Stephan
Link: http://www.welt.de/debatte/article113987600/Der-Ammenstaat-macht-uns-zu-Sklaven-der-Fuersorge.html
„Politiker lieben Objekte der Fürsorge. An ihnen können sie ihre Unentbehrlichkeit beweisen. Doch ein Staat, der alle „an die Hand nimmt“, hat eine Schattenseite: Er nimmt unsere Freiheit.“
Menschenschlange vor der Arbeitsagentur: Bei all der Abhängigkeit und Fürsorge, die Deutschland walten lässt, fehlt es an einem selbstbestimmten Bild seiner Bürger.
„Der Untertan“ (erschienen 1918) von Heinrich Mann. Es herrscht heute noch immer der Obrigkeitsstaat des deutschen Reiches von 1971 bis 1945, auch der der DDR, der die deutsche Bundeskanzlerin entstammt.
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Themen

Der Staat meint es gut. Und deshalb fällt es so schwer, etwas gegen ihn einzuwenden. Er will doch nur helfen! Will, dass wir gesund bleiben. Dass wir uns nicht verletzen oder irgendwo anstoßen.
Will, dass wir es warm haben und nicht hungern. Will uns auf Händen tragen und in Watte packen. Er will doch nur eines: unser Bestes! Und das nimmt er sich gegebenenfalls auch, unser Väterchen Staat.
Unsere Freiheit
Der Wolf trägt einen blütenweißen Schafspelz. Die Zeit der unterdrückenden Staatsmacht ist lange vorbei. Wir haben es heute stattdessen mit einem Rundum-sorglos-Paket zu tun, mit dem sich der Ammenstaat empfiehlt: Von der Wiege bis zur Bahre gegen alle Fährnisse des Lebens versichert.
Vorausgesetzt, wir gehen kein Risiko ein, meiden jedes Abenteuer, rauchen nicht, trinken keinen Alkohol, essen das aktuell als richtig Erkannte und auch das nur in Maßen – kurz: mäßigen uns, bis in die Weltanschauungen hinein. Ein selbstbestimmtes Leben? Mit der Freiheit, das Falsche zu tun und das Maßlose zu denken? Nichts da. Hauptsache gesund, bevor wir sterben!
Egoisten und Solidaritätsverweigerer
Es ist schwer, Menschen und Institutionen mit guten Absichten zu widersprechen. Wer wollte ernstlich bezweifeln, dass der moderne Staat westlicher Prägung ein Segen ist? Gewaltmonopol, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit – alles Errungenschaften, die private Willkür eindämmen.
Gleiches gilt für den Sozialstaat. Er verhindert, dass Hilfsbedürftige von der womöglich unzuverlässigen Großzügigkeit der anderen abhängig werden. Doch mittlerweile wirkt der Sozialstaat wie eine Agentur für Brot und Spiele – und wir wie glückliche Sklaven, die ihre Freiheit nicht vermissen, solange da einer ist, der sich „kümmert“.
Deutschland, so liest und hört man, ist ein Land mit einer gut ausgebildeten, kreativen, fleißigen Bevölkerung, innovativ und vorwärtsstrebend. Alles keine Egoisten und Solidaritätsverweigerer. Die Deutschen spenden viel und gern und zahlen Steuern auch für Dinge, die man für Geldverschwendung halten könnte.
Womit also haben sie es verdient, dass sie von Politikern wie Meinungsmachern wie eine Versammlung von hilfsbedürftigen Kreaturen behandelt werden, die nur dann das Richtige tun, wenn man sie moralisch erpresst? Und die man, falls das nicht reicht, maßregelt, per Gesetz? Sind sie alle kleine Häwelmanns, die, wenn man sie nicht beständig mit milden Gaben ruhigstellt, „Mehr! Mehr!“ rufen?
Und die so bedürftig aus der Wäsche schauen, dass Politiker sich tröstend über sie beugen müssen, um mit heiligem Ernst zu verkünden, „die Menschen“ „an die Hand“ oder „in die Mitte“ oder gar „in den Arm“ nehmen zu wollen, um sie „abzuholen, wo sie stehen“?
Grossartige Demokratie
Ja, der Staat hat seine Menschen lieb. Möchte sie mit sozialer Wärme überfluten. Will ihnen helfen. Fördert, statt zu fordern. Egal, ob sie das brauchen. Egal, ob sie sich hilfsbedürftig fühlen. Denn sind sie nicht alle irgendwie notleidend/behindert/diskriminiert/unterdrückt, wenn schon nicht direkt, dann doch wenigstens potenziell? Also auch: potenzielles Objekt der Fürsorge? Irgendwas findet sich doch immer!
Ach, Demokratie ist großartig. Sie hat nur ein paar kleine Nachteile. Politiker, die sich in einer Demokratie Wahlen stellen müssen, lieben Objekte der Fürsorge. Denn nur an ihnen können sie beweisen, wie unentbehrlich sie sind. Und so versprechen sie vor jeder Wahl – und wann steht schon mal gerade keine an? – Wohltaten aller Art.
Das Ergebnis ist ein ausufernder Sozialstaat, der nur noch am Rande tut, was er soll: den Hilfsbedürftigen helfen. Vor allem unterhält er eine stetig wachsende Hilfsindustrie. Das Helfen ist ein boomender Erwerbszweig. Schon deshalb muss die Zahl der Hilfsbedürftigen immer größer werden.
Der Kollateralschaden, den der Fürsorgestaat damit anrichtet, ist nicht zu unterschätzen: Die mittlerweile weit verbreitete Lähmung, die seine Fürsorge auslöst. Alles wirkt irgendwie weichgespült von all den Wärmewellen, die Politiker in Sonderheit zu Wahlkampfzeiten durch das Land schicken.
Gewiss, Hilfe und Fürsorge tun hier und da not. Der Ammenstaat aber gebiert Respektlosigkeit. Denn wem geholfen werden muss, der ist nicht auf Augenhöhe. Der ist abhängig. Egal, wie lieb man ihn in den Arm nimmt. Der umarmungsfreudigen Kuschelkultur fehlt es an Respekt, den zivilisierter Kontakt braucht.
Keine Fürsorgeobjekte
Es ist respektlos, ältere Menschen zu übersehen. Noch respektloser ist womöglich, sie zu unterschätzen. Man ist ja nicht qua Lebensalter hilfsbedürftig. Doch viele Debatten um die allgemein gestiegene Lebenserwartung kreisen nicht um die Chancen, die sich daraus ergeben, sondern beklagen die Risiken. Ja, gewiss, die Wahrscheinlichkeit ist groß, sagen jedenfalls die Gesundheitsstatistiker, dass etwa ein Drittel der Menschen über 80 pflegebedürftig wird.
Aber was ist mit den restlichen zwei Dritteln? Nicht nur Alte müssen sich gegen vorauseilendes Mitleid wehren. Auch andere, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind, möchten nicht nur Fürsorgeobjekte sein.
„Ziemlich beste Freunde“, der zum Lachen und zu Tränen rührende Film über das Schicksal des querschnittgelähmten französischen Aristokraten Philipp Pozzo die Borgo, taugt natürlich nicht zum Vorbild. Wer hat schon so viel Geld wie der gelähmte Held, um sich das Privatflugzeug leisten zu können, mit dem er zum Paragliding geflogen wird?
Aber der Film zeigt in der Übertreibung, worauf es ankommt: im Widerstand, den das Schicksal bescheren kann, eine Herausforderung zu sehen, statt der Lähmung des Körpers eine Lähmung des Willens hinzuzufügen. Nicht nur, wenn es um körperliche Einschränkungen geht, möchte Mensch nicht bemitleidet, sondern ernst genommen werden. Und, mal ganz ehrlich: es kommt doch nicht nur darauf an, möglichst lange nicht zu sterben. Es kommt auf das Leben vor dem Tod an.
Ach, die deutsche Hilfsbereitschaft hat so manche schwarze Seiten. Auf Dauer Hilfsbedürftige sind bequemer als die, die sich aus der Abhängigkeit lösen und sich anschicken, aufzuschließen. Helfen, mit Geld und liebevoller Zuwendung, ist einfacher, als Konkurrenz zu ertragen. Und deshalb zieht auch der helfende Staat es vor, wenn seine „Klientel“ immer genau das bleibt.
Klienten und Patienten. Im gut gepolsterten Handschuh der Fürsorglichkeit lauert die Entmündigung. Lange pflegte man hierzulande die allzu bequeme Vorstellung, dass Einwanderer im Wesentlichen Menschen sind, die unserer Hilfe bedürfen. Was aber, wenn sie das Gegenteil des hilflosen Opfers sind, nämlich potenziell gefährliche Konkurrenten?
Im Guten und im Bösen
Akzeptieren wir auch die Menschen, deren Ehrgeiz den eines deutschen Normalarbeitnehmers übersteigt, der an sein bequemes soziales Netz gewöhnt ist und nicht daran denkt, mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsstunden abzusitzen?
Demonstrative Hilfsbereitschaft verdeckt unter dem Mäntelchen der hochgemuten Moral oft etwas ganz Banales, nämlich die Angst vor der Konkurrenz durch allzu Fleißige. Ihr Vorwärtsstreben könnte ja an gehätschelte Besitzstände gehen, ans Lohnniveau und die geregelte Arbeitszeit.
Besser, man stellt sie mit sozialen Wohltaten ruhig. Oder führt einen Mindestlohn ein, dann kann niemand mehr mit „Dumpingpreisen“ Marktanteile erringen.
Ähnlich die Diskussionen ums „Prekariat“ oder die Generation Praktikum. Sind junge Menschen wirklich bemitleidenswert, nur weil sie nicht direkt nach der Ausbildung das Glück einer Festanstellung bis zur Bahre genießen? Gibt es keine anderen Träume als die aus der Angestelltenwelt? Könnte es nicht entschieden reizvoller sein, das Risiko der Selbstständigkeit oder gar des Unternehmertums einzugehen?
Der Ammenstaat, unterstützt von der Medienlust an den schlechten Nachrichten, fördert Ängstlichkeit, Muckertum und Anspruchsdenken. Er macht hilflos. Nein, das ist kein Plädoyer gegen Hilfsbereitschaft. Und für Mitleidlosigkeit plädiere ich erst recht nicht. Aber wahres Mitgefühl ist keine gefühlstriefende Betroffenheit, die jede Distanz vermissen lässt. Respekt heißt auch, niemanden, im Guten wie im Bösen, zu unterschätzen.
Rhoenblicks Kommentar:
Der gleiche Staat – Deutschland – fördert durch sein Spardiktat die Armut, die Rezession, die Arbeitslosigkeit in Griechenland, in Italien, in Spanien, in Portugal. Deutschland will sich nicht eingestehen, dass es mitschuldig ist an dieser Misere: Brüssel hat mit – zum grössten Teil deutschen Steuergeldern einen künstlichen Wohlstand ausgelöst und diesen künstlichen Wohlstand ausgenützt um seinen Export in diese Länder zu steigern. Jetzt macht Deutschland über das Merkelsche Spardiktat die Wirtschaft dieser Länder kaputt.
 

Über Juerg Walter Meyer 405 Artikel
Geburtstag 22. November 1937 Geschlecht Männlich Interessiert an Männern und Frauen Sprachen Schwizerdütsch, Deutsch, Schweizer Französisch und Englisch Politische Einstellung Liberalismus Meine politischen Ansichten und Ziele:Förderung der, Forderung nach und Durchsetzung der Eigenverantwortlichkeit. Liberal, – der Staat ist jedoch kein Nachtwächterstaat. Post, öffentlicher Verkehr sind Staatsaufgaben; diese und andere Staatsaufgaben kann er delegieren – Kontrolle ist besser als Vertrauen. – Generell: K-Kommandieren, K-Kontrollieren, K-Korrigieren – unter Inkaufnahme dass man als unangenehm empfunden werden kann. – Unabhängige Justiz, die ihre Entscheide nach Erlangung der Rechtskraft auch durchsetzen kann; keine Einsparungen bei der Polizei. – öffentliche Schulen, dreigliedrige Oberstufe. Nur die besten gehen auf ein Gymnasium; Matur = Reifezeugnis für Studium; Studiengebühren an den Hochschulen und Universitäten – ausgebautes Stipendienwesen. Prüfen, welche Aufgaben des Staates dem BWLer-Massstab ausgesetzt werden können. „Gewinn“ ist nur ein Massstab für das Funktionieren eines Staatswesens. In gewissen Bereichen – Schulen – BWL-Einfluss wieder zurückfah Kontakt Nutzername rhoenblickjrgmr(Twitter) Facebook http://facebook.com/juergwalter.meyer Geschichte nach Jahren 1960 Hat einen Abschluss von ETH Zürich 1956 Hat begonnen hier zur Schule zu gehen: ETH Zürich 1950 Hat einen Abschluss von Realgymnasium 1937 Geboren am 22. November 1937